Die Räume, in denen Sie jetzt stehen, beherbergten über 150 Jahre lang die Apotheke des Waisenhauses.
Heute finden Sie hier das Pietismuskabinett.
Die Ausstellung mit dem Titel »Kraft des Wortes« stellt die kulturgeschichtlichen Wirkungen des Halleschen Pietismus vor.
Im Mittelpunkt der Bewegung stand das WORT.
Der Leitfaden der Ausstellung behandelt den Umgang mit dem Wort in verschiedenen Ausdrucksformen: gesprochen, geschrieben, gedruckt, dichterisch verarbeitet, gesungen und übersetzt.
Am Anfang der Ausstellung sehen Sie zwei riesige Drucke von etwa 1560. Sie stammen aus der Werkstatt von Lucas Cranach und zeigen Martin Luther links und Philipp Melanchthon rechts.
An der Station »Das geschriebene Wort« sehen Sie Briefe, Tagebücher und Beschreibungen des eigenen Lebens oder von Erinnerungen. Diese Literaturformen waren damals sehr wichtig. Denn die Pietisten wollten, dass jeder einzelne Mensch über sein Leben nachdenkt.
August Hermann Francke gründete eine Druckerei und eine Buchhandlung. Dort erschienen Bücher und Zeitschriften.
1710 gründete Francke eine zweite Druckerei, die Bibeldruckerei. Denn eine Kernforderung der Reformation war die massenhafte Verbreitung der Bibel. Dass heißt, alle Menschen sollten eine Bibel haben. Aber Bücher waren immernoch sehr teuer und Francke wollte möglichst preiswerte Bibeln herstellen.
Der Pietismus beeinflusste auch die Dichtung und die Literatur. Zur Zeit des Pietismus, also zwischen 1700 und 1750, entstand die sogenannten »geistliche Lyrik«. Dass heißt, Gedichte über Gott und Glaube.
In der Mitte des Raumes sehen Sie eine Installation. Sechs Balken liegen übereinander. Jeder Balken steht für einen christlich-pietistischen Wert: Pünktlichkeit, Arbeitsamkeit, Bescheidenheit, Ordnung, Pflichtgefühl, Standhaftigkeit. Das waren auch die Werte an Franckes Schulen. Bis heute prägen sie unsere Gesellschaft.
Raum 2 der Ausstellung
Die Pietisten in Halle folgten den Ideen der Reformation. Die Gesellschaft sollte grundlegend besser werden und zwar durch Bildung und Erziehung für Jungen und Mädchen aus allen sozialen Schichten. Deshalb sollte Franckes Schule zu einem wahrhaft christlichen Leben erziehen und gleichzeitig Fachwissen und eine breite Allgemeinbildung vermitteln.
Von dieser Kanzel predigte August Hermann Francke als Pfarrer in der Ulrichsgemeinde. Die Kanzel stammt aus dem Jahr 1588.
Raum 3 der Ausstellung
Durch das Singen sollten die Menschen merken, dass sie in einer Gemiende verbunden sind. Das gemeinsame Singen war auch den Pietisten sehr wichtig. Deshalb haben sie Liederbücher gedruckt.
200 Jahre lang blieb die Reformation in Europa. Erst der Pietismus sorgte für eine Verbreitung der christlich-evangelischen Kirche in der Welt. Schon früh war das Hallesche Waisenhaus ein gut organisiertes Kommunikationszentrum. Hier kamen Nachrichten aus aller Welt an. Die Pietisten hatten großes Interesse an Fremdsprachen. Sie übersetzen die Bibel und andere Literatur.